Die Fledermaus übt seit jeher eine besondere Faszination auf den Menschen aus. Sie sind Säugetiere, die fliegen können und kopfüber in Felsspalten, Baumhöhlen, Mauernischen, Scheunen und im Dachgebälk hängen, bis sie in den Nächten aktiv werden, um auf Nahrungssuche zu gehen. Einzigartig an ihnen sind vor allen Dingen ihr außergewöhnliches Hörvermögen und ihre Fähigkeit zur Echoortung. Durch den Ausstoß von Ultraschallwellen, die von Objekten reflektiert und zurückgeworfen werden, können sie sich perfekt im Dunkeln orientieren. Darüber hinaus gelten sie für Fachleute als einer der besten Indikatoren für eine gesunde Umwelt. Wo sich eine große Population von Fledermäusen entwickelt, ist das Ökosystem stabil und intakt.

Die Mythen und Wahrheiten über die Fledermaus

Die tierischen Nachtschwärmer gehören zu den harmlosen Geschöpfen, haben aber seit jeher einen schlechten Ruf. Mit der Erfindung von „Dracula“ galt die Fledermaus als Vampir und Blutsauger, war aber auch schon im Mittelalter ein Wesen, das mit dem Teufel im Bunde stand. Die Menschen fürchteten sich vor Fledermäusen und dichteten ihnen sogar Zauberkräfte an. Mit ihren Körpern wurden böse Geister verjagt und Zaubertränke gebraut.

Auch die Pandemie hat das Image der Flugtiere nicht gerade verbessert, da der Coronavirus in China durch Fledermäuse übertragen wurde. Das betrifft jedoch nicht die in Europa und Deutschland lebenden Arten. Allgemein gilt jedoch, dass Infektionskrankheiten, die den Menschen belasten, ursprünglich häufig von Tieren ausgehen, was vor allen Dingen an den Eingriffen des Menschen in das Ökosystem liegt. Gefährlich sind Fledermäuse für den Menschen nicht. Als geschickte Jäger umfliegen sie Hindernisse gekonnt und sind im Gegenteil ein wichtiger Indikator, um den Zustand der Umwelt besser bewerten zu können. Sie kommen vor allen Dingen dort vermehrt vor, wo das Nahrungsangebot stimmt.

Die Wirkung der Fledermaus auf Umwelt und Wissenschaft

Fledermäuse sind wirklich nützliche Tiere und für viele Ökostysteme ein natürlicher Helfer. Das liegt daran, weil sie sich hauptsächlich von Insekten ernähren, Schädlinge reduzieren und so für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen. Eine Fledermaus vertilgt mehrere tausend Insekten pro Nacht, was einem Drittel ihres eigenen Körpergewichts entspricht. Dabei nutzen sie das Echoortungssystem und passen die Flugbahn blitzschnell an. In den Subtropen und Tropen wiederum verbreiten Fledermäuse Pflanzensamen, da sie sich dort von Blütenpollen und Früchten ernähren. Dadurch erfüllen sie die wichtige Aufgabe als Bestäuber.

Für die Wissenschaft und besonders für die Medizin ermöglicht die Fledermaus wiederum zahlreiche neue Erkenntnisse. Nicht nur hat ihr Echolot den Bau von Radarsystemen als technische Nachahmung möglich gemacht, auch für die Genforschung und die Bekämpfung von Krankheitserregern liefert das Flugtier wichtige Informationen, gerade in Hinblick auf Viren und zoonotische Parasiten.

Die Gefährdung der Fledermaus durch verschiedene Faktoren

Es gibt weltweit über 1.500 Arten, in Deutschland alleine 25 heimische, die alle streng geschützt sind. Allerdings geht es ihnen nicht besonders gut, denn einige sind bereits vom Aussterben bedroht. Die Tiere in Deutschland sind relativ klein und haben ein Gewicht von etwa 50 Gramm. Zum Vergleich sind die tropischen Arten teilweise gut ein halbes Kilo schwer.

Das Aussterben hat verschiedene Gründe, ist sowohl auf den Einfluss des Menschen als auch auf die klimatischen Veränderungen zurückzuführen. Die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und Pestiziden in der Forst- und Landwirtschaft trägt entscheidend dazu bei. Sie tötet Insekten oder kontaminiert diese mit Giften, die bei der Nahrungsaufnahme auf die Fledermäuse übergehen. Ebenso fehlen mehr und mehr die wichtigen Rückzugsorte für den Winterschlaf und die Aufzucht der Jungtiere. Quartiere wie alte Scheunen oder Dachvorsprünge werden immer seltener.

Zudem trägt auch der Klimawandel zum Aussterben bei, da sich die Erhöhung der Temperatur und der Wechsel mit langen Trockenphasen auf die Population der Fledermäuse auswirkt. Normalerweise halten Fledermäuse Winterschlaf, wobei sie für die Energieeinsparung ihren Stoffwechsel drastisch drosseln und gleichzeitig ihre Körpertemperatur auf wenige Grad absenken. Durch die globale Erwärmung verändern sich das Verhalten und auch das Aussehen der Tiere.

Forscher konnten in Experimenten feststellen, dass die Jungtiere mittlerweile deutlich größer werden, da sie durch die höheren Temperaturen weniger Energie für den konstanten Erhalt der Körpertemperatur aufbringen müssen. Gleichzeitig benötigen größere Tiere allerdings auch mehr Nahrung, die durch den Einfluss des Menschen in die Landwirtschaft kaum noch vorhanden ist. Das führt dazu, dass sie schlichtweg verhungern. Eine ähnliche Belastung stellen Windräder dar, deren Rotation bis zu 200.000 Tiere töten kann. Notwendig ist daher das Abschalten der Anlagen, wenn die Fledermausaktivität erhöht ist.

Schutz und Erhalt der Fledermaus

Der Artenschutz ist in vielerlei Hinsicht wichtig, um den Bestand zu sichern. Deutschland gehörte zu den ersten Staaten, die dem Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen beigetreten sind. Auch jeder Einzelne kann etwas tun. Wenn sich eine Fledermaus ins Haus verirrt hat, ist es notwendig, nicht mit Panik zu reagieren, sondern dem Tier das Hinausfliegen zu erleichtern. Sehr gut sind eine Abdunkelung der Räume und das Öffnen der Fenster und Türen. Auch kann das Tier mit Handschuhen vorsichtig aus dem Versteck geholt werden.

Da Insekten die wichtigste Nahrungsgrundlage bilden, können Gartenbesitzer Teiche oder Beete mit nachtblühenden Pflanzen anlegen und auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten. Auch hilft es den Fledermäusen, wenn sie hohle Bäume für den Unterschlupf finden. Die Vorurteile über die Fledermaus lassen sich leicht beseitigen, wenn Menschen über ihre Verhaltensweise und ihren Nutzen aufgeklärt werden. Ein Aussterben zeigt immer, dass auch die Umwelt stärker belastet ist. Wenn die Tiere leiden, ist es auch um die Natur schlecht bestimmt.

Marienkäfer unverzichtbar für die Natur I Pestizide: Nicht nur schlecht für die Umwelt und die Gesundheit I kein Wald ohne Eichhörnchen