Zweifellos gehört der Stierkäfer zu den besonders markanten Insektenarten in Deutschland. Er setzt jedoch nicht nur mit seinem schwarz glänzenden Körper und seinen „Hörnern“ Akzente, sondern leistet auch jede Menge für das heimische Ökosystem.

Daran lässt sich der Stierkäfer erkennen

Der Stierkäfer misst zwischen 14 und mehr als 20 Millimeter, womit er zu größten Käferarten Deutschlands zählt. Auch wenn sein wissenschaftlicher Name Typhaeus typhoeus auf ein schlangen- und drachenköpfiges Ungeheuer aus der griechischen Mythologie zurückgeht, erinnert der Käfer mit seinem „Geweih“ eher an einen Stier. Die drei typischen hornartigen Auswüchse, von denen zwei den Kopf seitlich überragen können, zeichnen allerdings nur die Männchen aus. Weibchen verfügen an den gleichen Stellen über wesentlich kleinere Höcker. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die Flügeldecken, auf denen längliche Rillen mit Punkten zu sehen sind. Die mit Dornen besetzten Beine des Stierkäfers deuten schon optisch darauf hin, dass er im sandigen Gelände gräbt.

Verbreitung und Lebensraum

Anzutreffen ist der Stierkäfer in Nordafrika, West- und Mitteleuropa. Der kotfressende Käfer wurde aber auch schon im Baltikum gesichtet. Meist ist er in Gegenden mit sandigen Böden zu finden, vorzugsweise in Heidegebieten und Kiefernwäldern, wo er gut graben kann. Wenn ihn kein gefrorener Oberboden stoppt, ist er bis in den Winter hinein aktiv. Stierkäfer vermitteln nicht nur einen kernigen Eindruck, sie sind auch kräftig. Für sie stellt es keine unlösbare Herausforderung dar, aus Kot gebildete Kugeln zu rollen, die das 1000-fache ihres eigenen Körpergewichts auf die Waage bringen.

Jeder vom Mistkäfer gegrabene Seitengang endet in einer Kammer, die seinem Nachwuchs Schutz vor Fressfeinden und der Witterung gewährt. Das Weibchen legt seine Eier neben der Kotkugel ab. Nach dem Schlupf kriechen die Larven in die Kotpille, um sich von ihr zu ernähren. In diesem Aspekt unterscheiden sich Stierkäfer von anderen Mistkäferarten, die ihre Eier direkt auf die Pille legen. Bis sich die Larven verpuppen und ihre Entwicklung abschließen können, vergeht ungefähr ein Jahr.

Der Stierkäfer ist das Insekt des Jahres 2024 – aus guten Gründen

Der Stierkäfer gehört ohne Frage zu den nützlichsten Insekten Mitteleuropas. Liegen die Exkremente von Rehen, Kaninchen, Rindern oder anderen Tieren zu lange auf dem Boden, bieten sie Parasiten hervorragende Lebensbedingungen. Ohne Stierkäfer haben Würmer und Fliegen ein deutlich leichteres Spiel. Durch den Transport des Kots trägt er darüber hinaus maßgeblich dazu bei, dass sich die enthaltenen Nährstoffe und Pflanzensamen gut verteilen können. Die Qualität des Bodens verbessert der Käfer aber auch mithilfe seiner Tunnelgänge, die das Erdreich auflockern und zu einer besseren Luftzirkulation beitragen. In Heidegebieten sorgt der Mistkäfer durch seine Verwertung von Kuhfladen sogar dafür, dass weniger Emissionen von Treibhausgasen entstehen.

Dass das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut den Stierkäfer zum Insekt des Jahres 2024 ernannt hat, dürfte angesichts seines vielseitigen Nutzens kaum überraschen. Dieser lässt sich sogar in ökonomischen Zahlen ausdrücken. Eine Berechnung aus Großbritannien legt nahe, dass die „Dienstleistungen“ des Käfers mehr als 400 Millionen Euro kosten würden, müsste man sie angemessen bezahlen. Ein anderer Grund, weshalb sich das aus vielen namhaften Vertretern aus Insektenkunde und Wissenschaft zusammengesetzte Kuratorium für den Käfer entschieden hat, ist weniger erfreulich. Seit 1999 dient die Aktion insbesondere dazu, die Aufmerksamkeit auf jene Spezies zu lenken, die in ihrem Bestand bedroht sind. Die Wahl soll dazu beitragen, dass Wissen um die gefährdeten Insekten zu erweitern und sie einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Wie gefährdet ist der Mistkäfer?

Die Gruppe der Dung- und Mistkäfer ist besonders stark vom Aussterben bedroht. Ihr Verlust trägt weltweit enorm dazu bei, dass die Vielfalt der Insektenfauna immer mehr zurückgeht. In Deutschland leben zwar noch relativ große Populationen von Stierkäfern. Doch auch wenn der kotfressende Käfer in sämtlichen Bundesländern nachgewiesen werden kann, gibt es Regionen, in denen er immer seltener zu finden ist. Aus diesem Grund steht er in Deutschland mittlerweile unter Naturschutz.

Die Populationen leiden nicht zuletzt aufgrund von Medikamenten, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Längst ist es nicht mehr üblich, nur akut kranke und unter Parasitenbefall leidende Nutztiere zu behandeln. Vor allem Mittel gegen Würmer werden immer häufiger vorsorglich eingesetzt. Die in ihnen enthaltenen Wirkstoffe bekämpfen neben den Würmern auch die Stierkäfer, die sie über den Kot aufnehmen. Durch den Kontakt sterben sie entweder sofort oder sie leben mit eingeschränkter Fortpflanzungsfähigkeit weiter. Ein sich verkleinernder Bestand ist übrigens auch für käferfressende Vögel eine schlechte Nachricht, da sie mit einem immer schmaleren Nahrungsangebot zurechtkommen müssen.

Die wohl wirksamste Maßnahme zum Schutz des Stierkäfers besteht darin, Nutztieren weniger der problematischen Medikamente zuzuführen. Vor allem der Verzicht auf ihren prophylaktischen Einsatz würde dem bedrohten Insekt sehr helfen.

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