Jagd – Natur- und Artenschutz oder Pseudosport?
Hierzulande streiten sich seit Jahrzehnten die Geister, ob die Jagd noch ein berechtigtes Dasein hat. Schließlich soll die Jagd unabdingbar für Natur- und Artenschutz und ein sportliches Unterfangen obendrein sein. Jagdgegner hingegen wollen die Jagd gänzlich abschaffen, da sie für das ökologische Gleichgewicht überhaupt nicht notwendig sei und zudem Tiere qualvoll sterben müssen. Im Folgenden mehr zu Für und Wider der Jagd.
Aufgaben der Jagd
Die Jagd genießt zwar eine uralte Tradition, jedoch haben sich die Ziele im Laufe der Zeit geändert. Stand früher die Nahrungsbeschaffung bei der Jagd im Vordergrund, sehen sich die Waidmänner heute in erster Linie als die Beschützer von Natur und der darin lebenden Tierarten. Ohne sie gäbe es keine regulierten Tierpopulationen; schließlich sind ja natürliche Feinde, wie etwa der Wolf, in vielen Gebieten nicht mehr vorhanden. Zudem würde sich der für den Klimaschutz so dringend benötigte Wald ohne das Eingreifen der Jäger nicht so schnell regenerieren können. Denn viele Rehe knabbern mit Vorliebe an den jungen Trieben von Bäumen, was deren Entwicklung schadet. Also muss es doch gut sein, wenn über eine Million Rehe jährlich in Deutschland geschossen werden. Oder etwa nicht?
Eingreifen in das Ökosystem notwendig?
Kritiker sehen es als völlig unnötig an, in das Ökosystem einzugreifen. Die natürliche Selektion sorge von ganz alleine dafür, dass Tierpopulationen sich regulieren. So sterben beispielsweise schwache oder kranke Tiere von selbst, ohne dass sie von Jägern abgeschossen werden müssen. Und der Wald würde auch besser gedeihen können, wenn die Rehe nicht erst durch die Jagd tiefer in den Wald getrieben würden. Denn dort fressen sie erst recht an den jungen Bäumen. Zuvor würden sie vielmehr am Waldrand leben und sich nicht ausschließlich von Rinde und Trieben der Bäume ernähren. Felder und Wiesen, auf denen sie Nahrung finden, liegen nämlich am Waldrand.
Ist die Jagd denn nicht reglementiert?
Natürlich gibt es Vorgaben für die Jagd. Da wäre zum einen die Jagdsaison, in der offiziell Wildtiere geschossen werden dürfen. Und normalerweise erhalten Jäger sogenannte Abschusszahlen von den zuständigen Revierförstern. Zum anderen gibt es Jagdgesetze, die eingehalten werden sollten und jeder Jäger muss zuvor einen Jagdschein erwerben. Diesem geht eine mündliche und schriftliche – je nach Bundesland auch eine praktische – Prüfung voraus. Schließlich sollen die Jäger ja bestmöglich vorbereitet sein auf ihr künftiges Schaffen. So werden die Waidmänner nicht nur in Waffensachkunde und Jagdrecht geprüft, sondern insbesondere in Wildbiologie. Denn das ökologische Gleichgewicht und die Populationen-Regulation sollen ja später in ihren Händen liegen.
Keine einheitliche Reglementierung der Jagd
Bestimmungen und Handhabung bezüglich des Jagdscheins und der Jagdgesetze sind je nach Bundesland verschieden. Während beispielsweise in vielen Bundesländern ein Jagdkurs verpflichtend für den Jagdscheinerwerb ist, verlangen andere Bundesländer dies nicht. Ebenso muss in einigen Bundesländern der Jagdschein regelmäßig verlängert werden, wohingegen andere ihn auf unbefristete Zeit erteilen. Eine Vereinheitlichung der Regelungen wäre auch im Sinne der Jägerinnen und Jäger sinnvoll.
Jagd: ein Sport?
Was für Jäger Erholung in der Natur, Abschalten vom Alltag und nicht zuletzt Sport bedeutet, ist für Jagdgegner schlichtweg nicht nachvollziehbar. Schließlich sterben Tiere bei der Ausübung des „Sports“ und oft müssen sie zuvor stundenlang leiden. Denn nicht selten werden Wildtiere nur angeschossen und flüchten in den Wald, wo sie oft erst nach stundenlangem Suchen gefunden und dann endgültig erlegt werden. Jagdgegner sprechen von Lust am Töten der Tiere und von Trophäensammlern. Nicht selten finden sich ausgestopfte Tiere und zur Schau gestellte Geweihe im Zuhause der stolzen Waidmänner. Mit Sport habe dies rein gar nichts zu tun. Und überhaupt: Was hat Natur- und Artenschutz zwingend mit Sport zu tun?
Fazit: Jagd konstruktiv hinterfragen
Es sollte nicht nur ein ökologisches Gleichgewicht herrschen, sondern auch ein Gleichgewicht der Meinungen. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn sich Verantwortliche von Jagd, Politik, Land- und Forstwirtschaft, Natur- und Tierschutz gemeinsam an einen Tisch setzen würden, um das Thema Jagd kritisch und konstruktiv zu diskutieren. Schließlich geht es um das Leben von Tieren und um unser aller Ökosystem, für das sich nicht nur alleine die Jäger verantwortlich fühlen sollten.
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