Während die Klimakrise medial, bei den Regierungen zahlreicher Länder und auch in der Bevölkerung zunehmende Aufmerksamkeit erhält, wird die Artenkrise (Artensterben) weltweit nur wenig beachtet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um zwei separat voneinander zu betrachtende Probleme, sondern um zwei für die Menschheit bedrohliche Phänomene mit starker Wechselwirkung. Wie hängen das Artensterben und die Klimakrise zusammen und warum müssen sie zusammen bekämpft werden?
Die Artenkrise: rasantes Aussterben von Arten weltweit
Der internationale Biodiversitätsrat, kurz IPBES, geht davon aus, dass alle zehn Minuten eine Art auf der Erde verschwindet. Wird dieses Tempo des Artensterbens nicht gesenkt, würden weltweit bis zum Jahr 2030 eine Million Arten aussterben. Aktuell wird davon ausgegangen, dass es weltweit rund acht Millionen unterschiedliche Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gibt. Eine Schätzung des Weltklimarats, kurz IPCC, geht davon aus, dass eine globale Erwärmung um 1,5 Grad Celsius in Küstenregionen und tropischen Gebieten zu einem Artenverlust von 20 Prozent führen wird.
Wechselwirkung zwischen Klimakrise und Artensterben
Im Zusammenhang mit der Klimakrise werden weltweit steigende Temperaturen und immer neue Rekordwerte verzeichnet. Sowohl Tier- als auch Pflanzenarten können sich den rasant steigenden Temperaturen vielfach nicht schnell genug anpassen und sterben aus. Dadurch kommt es bereits jetzt zu einem Artensterben, welches in Zukunft noch deutlich größere Ausmaße annehmen kann. Auch die zunehmende Wasserknappheit und extreme Wetterereignisse haben Einfluss auf den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Hinzu kommt, dass die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen und der Einsatz von Düngemitteln sowie Pestiziden Lebensräume für viele Arten zerstören. Gleichzeitig hat die Artenvielfalt maßgeblichen Anteil an intakten Ökosystemen. Artenreiche Ökosysteme sind deutlich stabiler als artenarme Systeme. Stabile Ökosysteme wiederum haben erheblichen Einfluss auf uns Menschen, da sie uns Luft, Wasser und Nahrung liefern. Für den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide sind wir auf eine artenreiche Insektenwelt zur Bestäubung der Pflanzen angewiesen. Diversität bietet zudem einen wichtigen Schutz vor Krankheiten und möglichen Pandemien. Hält das Artensterben weiterhin an, werden nur wenige angepasste Generalisten überleben. Durch sie breiten sich auch Krankheitserreger schneller aus und können zur Gefahr für Menschen werden.
Menschen benötigen intakte, artenreiche Ökosysteme
Der Weltklimarat fordert im Zusammenhang mit seinem aktuellen Bericht, dass die Klimakrise und die Artenkrise nicht getrennt voneinander betrachtet, sondern gemeinsam bekämpft werden. Nur stabile Ökosysteme bieten einen sicheren Lebensraum für Tier- sowie Pflanzenarten und letztendlich auch für Menschen. Die Artenvielfalt wiederum trägt zur Stabilität des Ökosystems bei und sichert auf diese Weise der Menschheit eine wichtige Lebensgrundlage. Schließlich benötigen wir für den Anbau von Nahrungsmitteln bestäubende Insekten. Stabile Ökosysteme binden mit etwa 60 Prozent einen Großteil der von Menschen verursachten Emissionen. Zudem basiert global gesehen für rund vier Milliarden Menschen eine Gesundheitsversorgung in erster Linie auf Naturheilkunde beispielsweise durch Heilkräuter. Ein weiteres Beispiel sind Medikamente zur Krebstherapie, welche zu rund 70 Prozent aus natürlichen sowie synthetischen Produkten aus der Natur bestehen. Auch das Brennmaterial Holz wird von etwa zwei Milliarden Menschen essenziell benötigt.
Internationale Forderungen und Maßnahmen gegen Klima- und Artenkrise
Ein Entwurf des UN-Artenschutzabkommens sieht vor, dass mindestens 30 Prozent der Fläche für Artenvielfalt bereitgestellt werden, um dadurch die Artenkrise zu bekämpfen und gleichzeitig durch die Stabilisierung von Ökosystemen positiven Einfluss auf die Klimakrise zu nehmen. Letztendlich werden für den Artenschutz und Klimaschutz Gelder benötigt und hier fordern Experten, dass diese beispielsweise durch das Ende klimaschädlicher Subventionen generiert werden. Bei all den offenen Fragen zu möglichen Maßnahmen für den Artenschutz und im Kampf gegen die Klimakrise besteht jedoch weitestgehende Einigkeit darüber, dass schnelles Handeln erforderlich ist, um den Lebensraum für uns Menschen in einem lebenswerten Zustand zu erhalten.
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