Wälder in Wassernot: Warum Regen nicht genug ist
Unsere Wälder brauchen dringend Hilfe! Schon seit Jahren leiden sie unter Hitze und Trockenheit. Die aktuell stattfindende Entwässerung der Wälder kann selbst länger anhaltender heftiger Regen nicht stoppen. Neben dem Klimawandel trägt die intensive Forstwirtschaft zum Wassermangel in unseren Wäldern bei. Hilfe zur Abwendung von weiterem Dürrestress in unseren Wäldern und die überfällige Einleitung einer ökologischen Waldwende verspricht eine Bundeswaldgesetz-Novelle.
Wie Dürre Bäume und Wälder stresst
Ausgetrocknete Bäume laden Insekten wie den Borkenkäfer geradezu ein, sich darin niederzulassen und massenhaft fortzupflanzen. Die dafür gebohrten zahllosen Gänge der auch unter der Bezeichnung „Buchdrucker“ bekannten Käfer schaden Rinde und Holz der Bäume enorm. Das Holz verliert an Qualität und Funktion. Sein materieller Wert sinkt. Borkenkäferbefall kann sogar zum Absterben ganzer Waldbestände führen. Durch Dürre und Schadinsekten geschwächte Bäume halten Stürmen nicht mehr Stand und fallen schließlich um.
Waren es zuerst hauptsächlich Nadelbäume, die dem Trockenstress zum Opfer fielen, betrifft es inzwischen zunehmend auch Laubbäume, darunter die in Deutschland – noch – häufig anzutreffende Rotbuche.
Wie die Forstwirtschaft zur Trockenheit im Wald beiträgt
Forstwirtschaftlich genutzte Wälder bestehen oft aus großräumigen Anpflanzungen von Fichten und Kiefern. Die Nadelbäume wachsen relativ schnell und stehen entsprechend früher als Laubbäume der Fällung und dem anschließenden Verkauf zur Verfügung. Ohnehin eher für kühlere Regionen geeignet – nördlichere Breitengrade als in Deutschland sowie Hochgebirgsregionen –, sind Nadelhölzer wie Fichten und Kiefern aufgrund des Klimawandels heutzutage keine Option mehr für einen ökologisch bewirtschafteten Wald. Forstbetriebe sollten sich stattdessen auf Laubwälder oder zumindest Mischwälder umstellen.
Die im Vergleich zu Laubbäumen häufigeren Baumfällungen von Nadelbäumen bedingen außerdem verstärkte zusätzliche Arbeiten im Wald. Insbesondere das Befahren mit schweren Geräten zum Transport von Arbeitsmaterial und beim Abtransport der gefällten Bäume beziehungsweise Baumstämme verdichtet den Waldboden und macht ihn damit weniger durchlässig für das von den Baumwurzeln so dringend benötigte Wasser. Ebenso beeinträchtigen in den Boden eingebrachte Schadstoffe aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr die Wasserversorgung der Bäume: Die Schadstoffe behindern das Wachstum der Feinwurzeln von Bäumen, was diese zusätzlich schwächt.
Was die Waldwende bedeutet
Geht unseren Wäldern das Wasser aus, können wir nicht etwa einfach neues herstellen. Wir sind unmittelbar gefordert, schnell und wirksam gegen die Austrocknung von Waldböden und Wäldern einzuschreiten.
Die Lage ist ernst: Inzwischen gilt nur noch jeder fünfte Baum als gesund. Allein auf eines Tages wieder ausreichend fallenden Regen zu hoffen, genügt nicht mehr. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Insbesondere für die Waldwirtschaft müssen unbedingt ökologische Mindeststandards eingeführt werden. Der Zeitpunkt für eine sofortige ökologische Waldwende ist gekommen.
Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ – kurz: BUND – mahnt nicht nur, sondern fordert, alles zu tun, um die noch vorhandenen Wälder besser als bisher zu schützen und für die Zukunft zu erhalten. Einmal geht es darum, mit effizienten Maßnahmen die Erderhitzung unterhalb von 1,5 °C zu halten. Des Weiteren sind Schadstoffemissionen weiter einzudämmen und die von Menschen verursachte Entwässerung unserer Wälder zu stoppen. Letzteres bedeutet einen endgültigen Abschied von der intensiven Forstbewirtschaftung und dafür die Einleitung einer ökologischen Waldwende.
Welche Forderungen der BUND an die ökologische Waldwende stellt
Der BUND sieht die Bundesregierung in der Pflicht zur Einleitung der ökologischen Waldwende. Die anstehenden und im Koalitionsvertrag festgesetzten Novellen des Bundeswaldgesetzes, der Waldstrategie 2035 und der Nationalen Biodiversitätsstrategie müssen Erhalt und Zukunft unserer Wälder sicherstellen.
Hierfür fordert der BUND gesetzlich verankerte ökologische Mindeststandards in der Bewirtschaftung sämtlicher Waldbesitzarten. Unter anderem sieht der BUND für eine schonendere Behandlung der Wälder ein umfassendes Kahlschlagverbot, genaue Vorgaben für den Schutz vom Waldboden und zur Auswahl der Baumarten vor sowie das Belassen sogenannter Biotopbäume und ebenso Totholz. Öffentliche Wälder sollen anspruchsvollen Standards unterliegen, da sie mit ihrer Existenz erheblich zum Gemeinwohl beitragen. Private und kommunale Waldbesitzer, die besonders naturnah wirtschaften beziehungsweise Naturwälder nachweisen, sollen Förderungen erhalten.
Warum Wälder so wichtig sind
Nicht nur Regen, sondern ein wassertechnisch insgesamt gut funktionierender Lebensraum hält Bäume und Wälder im ökologischen Gleichgewicht. Davon profitieren auch wir Menschen. Intakte Wälder können im Boden zudem Starkregen speichern. Sie bewahren eher vor Überschwemmungen und Erdrutschen. Außer seltenerem Hochwasser und geringeren Erosionen fördern solche nicht länger unter Dürrestress leidenden Wälder auch die Grundwasserneubildung. Derart naturnahe und gesunde Wälder versorgen uns mit dem lebensnotwendigen Trinkwasser. Sie schützen unser Klima, indem sie aus der Atmosphäre das klimaschädliche CO₂ binden. Neben dem natürlichen Rohstoff Holz bieten ökologische Wälder viel Platz für erholsamen Aufenthalt an wahrhaft frischer Luft. In naturnahen Wäldern fühlen sich außer uns Pflanzen, Tiere und Pilze in hoher Vielfalt wohl.
Marienkäfer unverzichtbar für die Natur I Insektenbestäubung: Warum Insekten essenziell wichtig sind IArten- und Klimakrise sind keine getrennten Probleme