Schnecken werden von vielen Gartenbesitzern und Landwirten als lästige Plage betrachtet, fressen sie doch Pflanzen an und können schlimmstenfalls durch einen Kahlfraß die Ernte zerstören. Eine aktuelle Untersuchung deutscher Wissenschaftler zeigt jedoch, dass Schnecken eine wichtige Funktion im Ökosystem übernehmen.
Ein kurzer Überblick: die Vielfalt der Schnecken
Was vielen verärgerten Hobbygärtnern nicht bewusst ist: die Vielfalt der in Deutschland lebenden Schneckenarten ist gewaltig. Ungefähr 400 unterschiedliche Landschneckenarten sind hier zu Hause. Nur ein kleiner Teil von ihnen richtet an Pflanzen massive Schäden an. Zu den besonders gefräßigen Schneckenarten gehören die Genetzte Ackerschnecke, die Gartenwegschnecke und die Spanische Wegschnecke. Viele andere Schneckenarten hingegen richten keine nennenswerten Schäden an Nutzpflanzen an.
Welche Rolle spielen Schnecken für das Ökosystem?
Die Bedeutung von Schnecken für das Ökosystem wurde am Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung von Forschenden untersucht. Hierzu haben sie fünf Jahre lang die Biodiversität auf zwei Wiesen im Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald ausgewertet. Für den Versuch wurde zunächst eine Zählung aller auf den Wiesen lebenden Insekten vorgenommen. Danach wurde eine Hälfte der Wiesen mit Gift behandelt, was zum Sterben der Insekten führte. In den nachfolgenden Jahren fanden erneut Zählungen der Insekten auf dem mit Gift behandelten und unbehandelten Teil der Wiesen statt. Das Ergebnis der Forschenden zeigt, dass Schnecken Einfluss auf die Biodiversität haben, denn wo die Schnecken vernichtet wurden, gab es weniger Artenvielfalt. Dadurch, dass Schnecken stark wachsende Pflanzen anfressen und damit ihre Blätter und Wurzeln schädigen, ermöglichen sie schwächeren Pflanzen das Wachstum. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen: Wo Schnecken leben, besteht eine größere Artenvielfalt und diese ist für das Gleichgewicht unseres Ökosystems essentiell. Artenvielfalt unter den Pflanzen wirkt sich nämlich auf die Artenvielfalt der Insekten aus, die als Nahrung wiederum die Vielfalt der Säugetier- und Vogelarten begünstigen.
Auch Schneckenbekämpfungsmittel haben Einfluss auf das Ökosystem
Eines der besonders häufig verwendeten Mittel zur Bekämpfung von Schnecken ist Schneckenkorn. Es wird sowohl in privaten Gärten als auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Schneckenkorn lässt jedoch nicht nur gefräßige Schneckenarten sterben, sondern ist ein tödliches Gift für alle Schneckenarten. Hinzu kommt, dass einige Schneckenbekämpfungsmittel den Wirkstoff Metaldehyd enthalten. Werden verendete Schnecken, die diesen Wirkstoff aufgenommen haben, anschließend von Säugetieren oder Vögeln gefressen, können auch diese Schaden nehmen. In Versuchsreihen zeigte sich, dass ungefähr die Hälfte der Vögel nach dem Verzehr von an Metaldehyd verendeten Schnecken ebenfalls starb. Wird Gift zur Bekämpfung von Schnecken im Garten eingesetzt, schwächt das die Artenvielfalt erheblich.
Umweltschonendes Vorgehen gegen Schnecken im Garten
Wer in seinem Garten Gemüse und andere Pflanzen vor gefräßigen Schnecken schützen möchte, der muss nicht gleich zur Giftmischung greifen. Schnecken haben verschiedene natürliche Fressfeinde. Gelingt es, diese im eigenen Garten anzusiedeln, entsteht keine große Schneckenpopulation und der Gemüsegarten hat keinen Kahlfraß zu befrüchten. Besonders einfach lassen sich Tigerschnegel im Garten ansiedeln. Auch hierbei handelt es sich um eine Nacktschneckenart, die sich jedoch bevorzugt von anderen Nacktschnecken und deren Eiern ernährt. Dadurch wird die Population deutlich reduziert. Auch bei Igeln stehen Schnecken auf dem Speiseplan. Wer ein Winterquartier für Igel in seinem Garten anbietet, der hat gute Chancen, dass das nachtaktive Tier dort einzieht und im nächsten Frühling die Schnecken im Garten frisst. Eine ähnliche Funktion erfüllen Laufenten, die sich ebenfalls gerne von Schnecken ernähren und sich leicht im Garten halten lassen. Außerdem sorgt ein vogelfreundlich gestalteter Garten dafür, dass verschiedene Vogelarten sich ansiedeln und ebenfalls zur Eindämmung einer Schneckenplage beitragen.
Insektenbestäubung: Warum Insekten essenziell wichtig sind + Bundesregierung stimmt Unterzeichnung von UN-Hochseeschutzabkommen zu + Pestizide: Nicht nur schlecht für die Umwelt und die Gesundheit